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Brüsau

Erste Erwähnung:1295
Einwohner 1939:1287
Fläche:604 ha
Landkreis:Zwittau
tschech. Name:Březová
geographische Lage:N 49°39', O 16°31'
Karte Schönhengstgau x
Brüsau

Ortsansicht Brüsau, an der Zwitta gelegen, war die zweite Stadt im Kreis Zwittau. Früh wurde die Wasserkraft genutzt und begünstigt durch die Lage an der Eisenbahnlinie Prag - Brünn - Wien (seit 1849) sowie der Staatsstraße entwickelte sich Industrie. 1854 begannen die Brüder Aron und Jacob Löw Beer in Elisenthal mit der industriellen Herstellung von Textilien durch den Erwerb einer Tuchwalke. Bald war eine Tuchfabrik entstanden und die hohe Qualität der Produkte ließ sogar einen Export zu. In den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es dann eine ganze Reihe bedeutender Industrieansiedlungen.

Zugleich war Brüsau wegen seiner schönen Umgebung ein beliebtes Ziel der Sommerfrische und für seine Bewohner ein angenehmes Landstädtchen. Es geht auf Grundlagen zurück, die Bischof Dietrich zwischen 1295 und 1318 schuf und erhielt 1497 durch König Wladislaw das erste Marktrecht. Später kamen weitere Privilegien hinzu, etwa 1566 ein Wollmarkt und im Jahre 1686 das Recht, mit rotem Wachs zu siegeln, was in der Regel Städten vorbehalten blieb. Brüsau ging zeitweise seiner Privilegien verlustig, da es sich gewissermaßen "unfreiwillig" dem böhmischen Aufstand angeschlossen hatte. Eine neue Epoche der Blüte erlebte Brüsau unter Kaiser Franz Joseph I. (1848-1916). Weitere Daten zur Geschichte der Stadt Brüsau finden sich in Carl Licks Geschichte der Stadt Zwittau [CL-01, S. 134-145 und D. 442-448].

Ortsansicht Interessant ist der Blick, den ein Chronist Mitte der 1930-er Jahre auf die Entwicklung Brüsaus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wirft: "Durch die sich nun entwickelnden Industrien hätten sich für das Städtchen Aufstiegsmöglichkeiten ergeben können. Wegen der räumlich beengten Lage der Stadt ließen sich die entstehenden industriellen Unternehmungen aber mehr in den Ortschaften der Umgebung nieder, so daß Brüsau trotz der im Jahre 1849 eröffneten Bahnstrecke als eine industriearme Stadt bezeichnet werden konnte. ... Vor dem Weltkriege besaß Brüsau an industriellen Unternehmungen: eine Gummiwebwaren-, eine Seidenwaren-, eine Chenille- und Chenillewarenfabrik (Samtzwirn), eine Dampfbäckerei und eine Gerberei. Im Jahre 1913 wurde das städtische Elektrizitätswerk in Betrieb gesetzt. Die Errichtung eines Kindergartens, einer gewerblichen Fortbildungsschule und einer Bürgerschule weisen auf ernsthafte kulturelle Bestrebungen der Gemeinde hin. Gefördert wurden diese Bestrebungen durch ein gesundes Vereinswesen. ... Freibad In die Jahre 1926-1928 fällt der Bau der städtischen Wasserleitung. Durch diesen längst notwendigen Bau wurden zahlreiche sanitäre und wirtschaftliche Uebelstände beseitigt. Trotz der durch die Industriekrisen und den Zusammenbruch der örtlichen Spar- und Vorschußkasse verursachten äußerst mißlichen wirtschaftlichen Verhältnisse gelang es doch der Stadtverwaltung, die schon höchst nötig gewordene Verschönerung des Städtchens einzuleiten. Die Pflasterung der durch die Stadt führenden Staatsstraße, die Regulierung und die Bepflanzung des Stadtplatzes, die Anlage eines geräumigen Freibades im schön gelegenen Margaretentale und die in demselben durchgeführten Obstbaumanlagen, all dies gibt der Stadt ein schmuckes Aussehen, das im Vereine mit der prächtigen wälderreichen Umgebung die Stadt nunmehr als Sommerfrische außerordentlich geeignet macht." [BB-01, S. 63].

Brüsau brachte eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten hervor. Hildegard Schauer, Tochter des späteren Bürgermeisters Gustav Schauer, leitete in Prag eine Pianistenklasse und war Professorin für Musik. Pater Konstantin Mach absolvierte neben einem Theologie- auch ein Orgelstudium am Mozarteum in Salzburg. Er schuf eine Reihe interessanter Werke für Chor und Orgel.

Am bekanntesten ist aber wohl der Historien- und Genremaler Eduard Schwoiser (1826-1902). Er arbeitete u.a. für König Ludwig II. und dessen Königsschlösser. Ein Fresko von ihm fand sich auch im alten Bayerischen Nationalmuseum, wurde jedoch im Krieg zerstört. Eine Anmerkung der Brüsauer Chronistin Emma Jandera ist für das Gesamtschaffen Schwoisers bezeichnend: "Die generösen königlichen Mäzene haben Schwoisers äußere Lebensumstände sehr glücklich und sorgenfrei gestaltet, sie haben ihn als Auftraggeber aber offensichtlich auch häufig vor Aufgaben gestellt, die seiner Natur und seinem Genie widersprachen." [EJ-01, S. 113].