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Hohenstadt

Gründung:1210
Erhebung zur Stadt:1250
Einwohner 1939:6554
Fläche:1619 ha
Gerichtsbezirk:Hohenstadt
Landkreis:Hohenstadt
tschechischer Name:Zábřeh
geographische Lage:N 49°53', O 16°52'
Karte Schönhengstgau x
Hohenstadt

Stadtansicht Brassteich Strassenansicht
StadtansichtBraßteichStraßen in Hohenstadt

Hohenstadts Wahrzeichen ist die ehemalige, später umgebaute Ritterburg. Dort herrschte im 15. Jahrhundert das Geschlecht der Tunkel. Einer von ihnen ließ die großen Fischteiche der Stadt anlegen und die Sage erzählt, daß Ritter Tunkel seine Untertanen mit unerbittlicher Strenge zum Bau der Teichdämme gepreßt hatte und von ihnen verflucht wurde. Er fand im Grabe keine Ruh und mußte um Mitternacht mit einem riesigen Pflug aus glühendem Eisen und zwei schwarzen, langmähnigen Rossen mit feurigen Augen die Wellen des Teiches pflügen, während Geister unter Geschrei mit Peitschen auf ihn einschlugen. Wenn der Gewittersturm um das Hohenstädter Schloß brauste, sagten die Leute: "Der Tunkel pflügt mit glühendem Pflug, Gott beschütze uns vor allem Unheil!"

Schloss Auf der Burg herrschten die Sternberge, die Krawarn, die Tunkel, Ladislaus von Boskowitz und Welen von Zierotin. Nachdem Kaiser Ferdinand II im Jahr 1622 den Liechtensteinern die Herrschaft Hohenstadt zur Belohnung gegeben hatte, entstand 1727 das neue Schlossgebäude mit dem Turm. Im Jahre 1849 verkauften die Liechtensteiner das neue Schlossgebäude für 10.000 Gulden an die Stadt.

evangelische Kirche Die Stadtpfarrkirche zum Hl. Bartholomäus war 1670 abgetragen worden und erstand zwischen 1752 und 1757 neu, nach den Plänen des Baumeisters Martinelli im Stile des Barock. Das Innere zeigt meisterliche Arbeiten der Holzbildhauerei und Altarbilder des Trübauer Künstlers Judas Thaddäus Supper. 1773 wurde auch die zweite Kirche hergerichtet, der Hl. Barbara geweiht und fortan als Friedhofskapelle genutzt.

Hohenstadt war im Unterschied zu anderen Teilen des Schönhengstgaues immer auch "evangelisches Gebiet". Mit der Niederlassung der Unternehmerfamilie Braß Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr dieses Glaubenselement eine erneute Stärkung und ab 1894 zelebrierte man in Hohenstadt wieder evangelische Gottesdienste. Schließlich ließ die evangelische Gemeinde in der Vorstadt an der Zohse die Christuskirche erbauen.

Brass-Fabrik Die industrielle Entwicklung der Stadt erfuhr einen kräftigen Schub durch den Anschluss an die 1845 gebaute Eisenbahnstrecke Wien - Prag. Zunächst war es die Fa. Wilhem Braß (a. Brass), die eine Spinnerei und Rotfärberei errichtete. Später kam die Seidenweberei Hermann Schefter dazu, deren Produkte über das Sudetenland hinaus Nachfrage erfuhren. Hohenstadt war an der Wende zum 20. Jahrhundert gewiss eine der Industriestädte Mährens.

Den Marktplatz ziert die barocke Pestsäule (1713) eines Olmützer Künstlers. Einem Laubenhaus aus dem Jahre 1581 entstammt die Gattin des Pädagogen Comenius. Hermann Braß (1855-1938), der von seinem Vater die Textilfirma übernommen hatte, war als Führer der Deutschen in Nordmähren und Abgeordneter auch politisch einflussreich.

Hohenstädter Nöte zu Beginn des 19. Jahrhunderts

1811 erfasste eine Währungskrise auch Hohenstadt. In seiner Stadtgeschichte von 1920 berichtet Falz von einem Versuch der Stadtoberen auf Abhilfe: "In dieser Zeit allgemeiner Geldnot befaßte sich der Stadtmagistrat mit der Austragung einer Angelegenheit, welche als vielverheißend für die Einkünfte der Stadt bezeichnet werden konnte; es ist dies der Verkauf von Gemeindegründen zur Errichtung einer Mühle, der heutigen sogenannten unteren Mühle Nr. 5 Neustift. Auf diesen Grundstücken befand sich nach der Dominikalfassion vom 22. September 1750 die ... Schießstätte und zur Zeit des Verkaufes derselben das städtische Brechhaus. Dieses Brechhaus mit den zunächst gelegenen Grundstücken im Ausmaße von drei Metzen wurde mit Bewilligung des Guberniums vom 25. Mai 1811 um 2206 Fl. gegen die Verbindlichkeit verkauft, daß dortselbst eine Mahlmühle errichtet und von dieser ein unveränderlicher Zins von 300 Fl. jährlich, sowie von den Grundstücken ein permanenter Zins von 15 Fl. jährlich an die Stadt entrichtet werde.
Mühlgraben Es war dies keine kleine Aufgabe, die der Käufer dieser Gründe zu lösen hatte; denn es war nicht nur der Bau des Mühlgebäudes sondern auch noch die Aushebung eines eigenen Mühlgrabens in einer nicht ganz unbedeutenden Länge erforderlich ... Die Ausführung dieses Baues ließ aber ziemlich lange auf sich warten, da die Herrschaft wegen der Benützung des Wassers aus dem bestehenden Mühlgraben zum Betriebe einer Mühle und aus anderen nichtigen Gründen dagegen Einsprache erhob ... Nach Austragung der diesem Unternehmen entgegengestandenen Schwierigkeiten konnte erst zur Ausführung des Baues geschritten werden und vom Jahre 1817 angefangen wurde auch der bedungene Mühlenzins an die Stadt entrichtet, bis er 1834 abgelöst wurde." [LF-01, S. 200f]