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Vierzighuben

Erste Erwähnung:1360
Einwohner 1939:3049
Fläche:964 ha
Landkreis:Zwittau
tschech. Name:Čtyřicet Lánu
Karte Schönhengstgau

Kirche In der Heimatkunde von Alois Czerny [AC-01] ist zu Vierzighuben zu lesen:

Liegt südlich von Zwittau, wohin es eingepfarrt ist, an der Brünner Poststraße, und hängt mit diesem, als dessen Vorstadt es ehemals galt, zusammen.

Der Ort, von der Zwitta durchflossen, die ein Mühle treibt, zählt in 271 Häusern 2.710 Einwohner. Die Ortsansassen beschäftigen sich mit Landwirtschaft, Viehzucht und Lohnweberei oder verdingen sich als Arbeiter in den Zwittauer Fabriken und in den nahen Steinbrüchen.

An öffentlichen Gebäuden besitzt der im Jahre 1392 von der Anfallsverpflichtung entbundene Ort ein "Schlößchen", auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte des Ortes, in dessen Räumen die Ämter und Beamtenwohnungen der dem Olmützer Erzbistume gehörigen Tafelherrschaft Zwittau untergebracht sind, und wo im Jahre 1833 Se. Majestät Kaiser Franz I. mit seiner Gemahlin Karolina bei einer Bereisung übernachtete; ferner war im Orte eine herrschaftliche Brauerei und eine Brennerei, die später verkauft wurden.

Die Gemeinde hat eine vierklassige Schule, eine Kapelle, eine Haltestelle der im Ort vorbeiführenden Staatseisenbahn Prag-Brünn und eine Freiwillige Feuerwehr. Am Wege nach Hermersdorf ragt aus dem Erdboden ein steinernes Kreuz (Cyrill- und Methud-Kreuz), von der Form des Jaromieritzer, an das sich dieselbe Erinnerung knüpft.

Noch muss erwähnt werden, dass im Jahre 1874 beim Ausbessern des Grundes der Radstube in der Mühle des Herrn Portele zwei polierte Steinhammer und eine Steinkugel aus dem Erdboden ausgegraben wurden. Erstere befinden sich in den Sammlungen der Zwittauer Knabenbürgerschule, letztere, wahrscheinlich ein Kornquetscher, ist leider in Verlust geraten. Diese Beile oder Hämmer gehören der Zeit der geglätteten Steinwerkzeuge (neolitische Periode) an und gehörten einem germanischen Volksstamme, der in grauer Vorzeit diese Gegend bewohnte.

Hart an der Gemarkung Zwittaus erheben sich die ausgedehnten Klosterräumlichkeiten mit der Kirche "Sankt Josef" der P.P. Redemptoristen. Der Grundstein zu diesem Gebäude wurde am 23. September 1894 gelegt. Im Kloster leben unter einem Rektor sechs Priester und sieben Laienbrüder. Zum Bau der zugehörigen Klosterkirche erteilte der Heilige Vater Leo XIII. am 5. März 1894 den apostolischen Segen. Der Oberhirte der Diözese Olmütz, Herr Fürstbischof Theodor, gab am 29. März 1894 seinen Segen allen Wohltätern und Gönnern des Kirchbaus.

Vierzighuben wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg zur Marktgemeinde erhoben. Die Zwittauer Nachrichten berichten davon am 23. Mai 1914 unter der Rubrik "Nah und Fern":

Unsere Gemeinde erhielt dieser Tage vom k.k. Ministerium des Innern eine Zuschrift, in welcher ihr mitgeteilt wird, daß Seine Majestät der Kaiser unsere Dorfgemeinde zur Marktgemeinde erhoben hat. Aus diesem Anlasse fand am Donnerstag den 21. Mai um 10 Uhr vormittags eine Festsitzung der Gemeindevertretung statt, in welcher der nunmehrige Bürgermeister Herr Franz Haupt das betreffende Schriftstück zur Verlesung brachte, welches folgenden Wortlaut hat:

"Seine k.u.k. Apostolische Majestät haben Allerhöchster Entschließung vom 16. April 1914 die Ortschaft Vierzighuben zum Markte allergnädigst zu erheben geruht. Zu Folge Erlasses des k.k. Ministeriums des Innern vom 30. April 1914 wird hiervon die Gemeindevertretung in Vierzighuben mit dem Beifügen verständigt, daß es derselben freigestellt bleibt, behufs Beurkundung dieses Allerhöchsten Gnadenaktes um die Ausfertigung eines Allerhöchsten Diplomes über die Erhebung der Ortschaft Vierzighuben zum Markte, einzuschreiten. Im Falle der Markt Vierzighuben auch die Bewilligung zur Führung eines Wappens zu Erhalten wünscht, wäre dem Einschreiten der heraldischen und in Farben ausgeführte Entwurf des betreffenden Wappens nebst Beschreibung desselben beizuschließen."

Es wurde beschlossen, dieses denkwürdige Ereignis feierlich zu begehen. Die Bevölkerung wurde hiervon sofort in Kenntnis gesetzt, und als die Dunkelheit hereinbrach, verherrlichte eine prächtige Illumination, die in der Geschichte der Gemeinde einzig dastehende Begebenheit. Die Fenster sämtlicher Häuser im Orte glänzten im Lichterscheine. Beim Feuerwehrdepot nahm ein impossanter Festzug mit einer Musikkapelle und der Freiwilligen Feuerwehr an der Spitze und hunderten von Lampionträgern im Gefolge, Aufstellung, der sich durch ein nach Tausenden zählendes Zuschauerspalier zur Gemeindekanzlei bewegte. Herr Bürgermeister Haupt hielt eine kurze Ansprache an die massenhaft erschienen Ortsbewohner, in welcher er von der erfolgten Erhebung der Gemeinde Mitteilung machte und zum Schlusse ein Hoch auf seine Majestät ausbrachte, in welches die Menge begeistert einstimmte, worauf die Musikkapelle das Kaiserlied spielte. Sodann setzte sich der Festzug abermals in Bewegung, zog durch das Dorf bis zur Schule und zurück zum Gasthause des Herrn Braulik, wo die Auflösung erfolgte. Wir beglückwünschen die Gemeinde Vierzighuben zu dieser kaiserlichen Ehrung und wünschen ihr ein ferneres Blühen und gedeihen.