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Ober Lichwe

Mittel Lichwe

Nieder Lichwe

Erste Erwähnung:1227
Einwohner 1930:1763
Landkreis:Landskron
tschech. Name:Libchavy
Karte Schönhengstgau x
Lichwe

Erntefest in Mittel-Lichwe Die Schulgemeinde Lichwe besteht aus den politischen Gemeinden Nieder Lichwe (345 m, 1443 ha, 930 Einwohner, 220 Häuser), Mittel Lichwe (350 m, 257 ha, 253 Einwohner, 61 Häuser) und Ober Lichwe (355 m, 615 ha, 578 Einwohner, 156 Häuser). Zu Lichwe zählen die Ortsteile Darilek im Norden, im Süden Zackel (mit großer Getreidemühle und Elektrizitätswerk) und die Einöde Mausgraben.

1227 erste Namensnennung. 1360 finden wir die Bezeichnung Deutsch-Lichwe, die bis ins 17. Jahrhundert amtlich gebraucht wird, sich im Volksmund jedoch bis in unsere Zeit erhielt. Semil aus Brandeis, der Burggraf von Landsberg war, besitzt 1360 unser Lichwe. 1405 sind die Herren Slepky Besitzer, 1418 folgt Johann Caglow (Cagels Mühle bezieht sich auf ihn), 1502 erscheinen die Herren aus Buben. Albrecht und Johann von Buben teilen 1588 Deutsch-Lichwe in Nieder und Ober Lichwe. 1611 wieder in einer Hand bis auf den 1591 verkauften Teil. 1623 erwirbt Albrecht Wenzel von Wallenstein das Dorf von der böhmischen Kammer. 1624 kauft es Fürst Liechtenstein von Magdalena Trtschek von Lobkowitz und fügt es zur Herrschaft Landskron-Landsberg. 1591 hatte Johann von Buben den nördlichen Teil von Nieder Lichwe an Hermann von Buben auf Douleb-Joleni veräußert; daraus wurde Mittel Lichwe. Albrecht von Buben legte einen Meierhof an, der 1793 in 14 Parzellen geteilt wird und den Ortsteil Darilek ergibt. 1628 der fürstl. Meierhof in Nieder Lichwe geschaffen außerhalb des Dorfes auf einer kleinen Anhöhe bei einem verfallenen kleinen Schlosse. Der Flurname Schloßteich erinnert an das einstige Schloß, von dem im 18. Jahrhundert noch Mauerreste standen. Erst nach der Entlassung aus dem Untertänigkeitsverhältnis konnten die 3 Gemeinden unter dem Vorsitz von Nieder Lichwe ungehindert miteinander arbeiten; in der Mitte von Lichwe befand sich bereits Kirche, Schule und Friedhof. 1362 ist Franciscus de Wilhelmswerg Pfarrer von Lichwe. Im 14. Jahrhundert ging die Kirche unter. Die Steinbaukirche mit der Jahreszahl 1585, dem hl. Nikolaus geweiht, hatte einen freistehenden Glockenturm mit 2 Glocken von 1502 (15 und 12 Zentner). Die Kirche brannte 1799 ab und wurde bis 1802 wieder hergestellt. Nach der Hussitenzeit gehörte Lichwe bis 1778 zur Pfarrei Wildenschwert. 1780-82 stand dem Pfarrer in Lichwe als erster Kaplan Josef Fischer aus Mittel Lichwe zur Seite. 1938 wird Dreihöf und Tschernowier eingepfarrt. In Ober Lichwe findet man die Marienstatue (1728), die des hl. Johann Nepomuk (1731) und Ecce homo, 1. Hälfte des 18. Jahrh.; in Mittel Lichwe ein Steinkreuz (1754) und die Josefsstatue (1757), in Nieder Lichwe die Statuengruppe des hl. Johann von Nepomuk (1729), Adalbert (1731) und Nikolaus (1733), von 1744 die Muttergottesstatue, ein Kreuz aus dem 18. Jahrh. und eines von 1802.

Statuengruppe 1700 erste Nennung der Schule. 1802 läßt der Fürst ein Schulhaus bauen. 1827 zweiklassig. 1874 dreiklassig. 1875 erste Handarbeitslehrerin. 1877 Einweihung des neuen Schulhauses. 1879 vierklassig. 1885 fünfklassig. 1892 476 Schulkinder. 1938 sechsklassig.

Um 1800 bestanden noch mächtige Wälder. Der Fürst bekam 1814 sein Jägerhaus gebaut. Die Holzhändler aus Deutschland kauften ganze Wälder. Die größten und schönsten Stämme ergaben Mastbäume. Das Gewerbe der Holzflößer blühte, ebenso das der Fuhrleute (Ziele: Wien, Graz, Triest, Budapest, Krakau, Lemberg, Warschau, Breslau, Prag, Dresden, Hamburg). 1654 sind 4 Weber, 2 Schneider und 1 Schuhmacher in Lichwe. In den letzten Jahren gab es 10 Weber, 7 Zimmerleute, 6 Schuhmacher, 5 Bäcker, 4 Schneider, 4 Tischler, je 3 Fleischer, Sattler, Schmiede, Spengler, Wagner, 2 Binder, je 1 Drechsler, Färber, Gärtner, Maler, 8 Gastwirte, 3 Gemischtwarenhändler, 3 Milchhändler, 1 Textilgeschäft, eine Leinölerzeugung und einen Kapellmeister.

1866 Gründung der Gewerbegenossenschaft Nieder Lichwe für die Handwerks- und Geschäftsleute der deutschen Gemeinden des Wildenschwerter Bezirks. Vorher hatten die Weber eine eigene Zunft besessen, deren Fahne in der Kirche erhalten blieb. Der 1883 gegründete Feuerwehrverein kaufte 1924 eine Motorspritze. Er teilte sich wegen der großen Ausdehnung von Lichwe in 2 Wehren.

Kriegerdenkmal Weitere Vereine: Militär-Veteranenverein 1878 (rund 5000 Personen bei der Fahnenweihe), 1889 landwirtschafl. Casino, 1891 Notschlachtungsverein, 1895 Raiffeisenkasse, 1913 Vieh- und Pferdeversicherungsverein; Deutscher Schulverein, Bund der Deutschen, Bund der Landwirte, Turnverein.

Lichwe hatte seit 1908 eine Poststelle (dazu kam die Telegrafenstation), 1921 eine Postmeisterei und später eine Postautoverbindung nach Landskron. Direkt an der Straße lag die Haltestelle der Eisenbahnlinie Wildenschwert - Mittelwalde über Geiersberg. Fast alle Bewohner von Lichwe beherrschten die tschechische Sprache, war doch Lichwe nahezu ganz von tschechischen Gemeinden umgeben. Viele Arbeiter fanden ihr Brot in Fabriken der tschechischen Stadt Wildenschwert. Dadurch litten sie bei weitem nicht so unter der Arbeitslosigkeit in den Jahren 1919 - 1938 wie die deutschen Arbeiter in geschlossenen deutschen Gebieten oder bei deutschen Firmen, denn die tschechischen Fabriken erhielten Staatsaufträge und konnten ihre Kapazität voll nützen. Die nach dem Anschluß 1938 entlassenen Arbeiter übernahm die Fa. Arnzt in Hilbetten.

H. H. Rücker war letzter Pfarrer, letzter Bürgermeister Johann Langer, letzter Schulleiter Hauptlehrer Rudolf Blaschke.

Anschließend noch eine Mundartprobe aus Ober Lichwe nach Karl Hübl: Sagt der Kratschenschenk zum Vorsteher: "Vorsteher, mei Nochpr, dr Neckl Pett hiat m immafuat z weit i mei Wies nei. Dos kou ich m net längt gfolla lassn, sonst mocht sich d Neckl nouch a Racht draus. Woos maat r denn dzu, Vorstehr?" "Ino, ja, ja, du houst gonz racht!" Kommt der Nickl Peter zum Vorsteher: "Vorsteher, mei Nochpr, d Kratschenschenk, lett mich net mehr mei Wies ohaa. Ar sogt, as wär sei Wies, un ich haa doch net dert, wu ich immr ghaa hoo. Mei Vott hout scho dert ghaa und dr Grußvotr aa un d Urgroßvotr wed sichr aa scho daet ghaa hom. Wos sogt r denn dzu, Vorsteher?" "Ino, ja, ja, du houst gonz racht!" Meint des Vorstehers Frau "Odr, odr, Oldr, wos mochst ta denn odr, doß ta z olln zwien sogst, doß sa racht hom. As kou doch ock anr racht hom un du gest olln zwien racht. Dos taatst ta doch net!" "Ino, ja, ja, Olda, du houst a ganz racht!".

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