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Landskron

Wirtschaft

Eine leistungsfähige Landwirtschaft braucht ein Zentrum, braucht einen Ort mit Spezialisten, mit Handwerkern, mit Kaufleuten und Industrie. Sie braucht ebensosehr einen Absatzmarkt für ihre Produkte, also eine Stadt. Unsere Vorväter legten bei der Urbarmachung des Grenzwaldes nicht nur die Dörfer in wirtschaftlicher Hinsicht gut an, sie planten die Zentren, die Städte und Märkte so, daß diese von der Dorfbevölkerung bequem in höchstens 3 Stunden erreicht werden konnten, und nach verrichteten Geschäften kamen die Dorfbewohner noch bei Tage wieder zu Hause an. Innerhalb der festen Stadtmauer lag der Ort für Handel und Gewerbe. Im Laufe der Jahrhunderte platzte die eingeschnürte Wirtschaft aus der Innenstadt, und die Industriebetriebe mußten ihre Fertigung an den jeweiligen Stadtrand legen; selbst in den Dörfern entstanden wirtschaftliche Unternehmungen neben der Landwirtschaft.

Nach den Gepflogenheiten der Zeit gewährte man bei der Stadtgründung von Landskron 76 Bürgern das Braurecht. Diese Brauberechtigungen erstellten sich später das städtische Brauhaus, in dem sie reihum ihr Bier brauten. Den einträglichen Bierhandel schmälerte der Grundherr durch den Bau des fürstlichen Bräuhauses, das zuletzt ein ansehnlicher Betrieb mit 40 Beschäftigten war und jährlich 20000 hl Bier verkaufte, darunter das 17-grädige Spezialbier Primator. Weit über die Grenzen des Kreises und des früheren Bezirks hinaus erstreckte sich das Absatzgebiet dieses guten Landskroner Qualitätsbieres. Sinnigerweise befand sich ein Relief des hl. Florian an der Brauerei! Der Gerstensaft reifte in den weiträumigen Kelleranlagen unter der Stadtmauer, die im Winter mit dem Eis vom Langen Teich versorgt wurden. Die Malzfabrikation muß genannt werden.

Den Salzhandel, ein weiteres Monopol, besaß die Stadt. 1332 erscheint neben dem Töpfer der Salzhändler. Der Urkundenschrank barg einstens im Rathaus die Gewichte und Füllmaße für diesen Handel. Über dem Schrank ragte für die Salzwaage ein Eisenhaken heraus. Seit der Gründung Landkrons florierte das Gewerbe innerhalb der Mauern. Zu den ältesten Zünften gehört die Schuhmacherzunft, die mit 37 Meistern auffallend stark vertreten war (1402 saßen 2 im Rat der Stadt). Ihre Produkte setzte sie nicht nur auf den Brünner Märkten, an den Jahrmärkten der verschiedenen Städte und Marktorte ab, sondern ebenso auf den Wochenmärkten, wie wir dies von Gabel aus dem Jahre 1674 erfahren. Gleichfalls pflegten die Schuhmacher sonntags auf dem Stadtplatz in Landskron ihren Markt. Als Großabnehmer ist das Militär Österreich-Ungarns zu nennen. Nach dem Niedergang der Zünfte entstanden im 19. Jahrhundert die Genossenschaften der Schuhmacher, der Bekleidungsgewerbe, der Nahrungsgewerbe und die Bau- und Handelsgenossenschaft. Später bildeten sie zusammen einen Genossenschaftsverband mit der eigenen Volksbank.

1507 erhalten die Tuchmacher das Privileg für die 3 Walken in Sichelsdorf, Zohsee aufwärts und in Olbersdorf (hier mußte der Olbersdorfer Erbrichter den Teich oberhalb der Walke in Ordnung halten, damit für die Walke genügend Wasser zur Verfügung stand). Dieses Handwerk blühte so gut, daß die Regierung in Wien Angebote für Heereslieferungen machte. Landskroner Tuch wurde verkauft in Prag, Wien und Breslau.

1630 erhält die Bäcker- und Müllerzunft ihre Artikel bewilligt. 1638 werden die Schmied-, Schlosser-, Büchsenmacher-, Büttner- und Wagenzunftartikel verliehen. 1641 werden die Privilegien der Zeugweber erneuert. Den Töpfern und Hafnern werden 1666 die Zunftartikel bestätigt. 1707 bewilligt der Kaiser die Zunftartikel der Strumpfwirker. 1722 werden die Artikel der Weberzunft erteilt (in der Spitalkirche waren für sie die meisten Bänke reserviert). 1729 erhalten die Maurer, Steinmetzen, Zimmerleute und Schieferdecker ihre Zunftartikel. Die Zunftartikel der Schlosser, Binder, Glaser, Büchsenmacher, Uhrmacher und Drechsler werden 1756 erneuert. Von der Fleischhauerzunft wissen wir, daß sie ihre Fleischbänke beim Niedertor stehen hatte und diese verlegen mußte auf den Platz zwischen Wenzelskirche und Herrengasse. Dort fand sich also die kauflustige Kundschaft ein, denn ein Verkauf im Wohnhaus war untersagt. Die Bänke müssen wir uns so vorstellen, wie wir heute noch in großen Städten auf den Märkten die festen Verkaufsbuden, die nachts geschlossen sind, sehen können. Jede Zunft besaß ihren bestimmten Ort.

Neben diesen Bänken luden die Jahrmärkte besonders zum Kaufe ein. 1332 hatte Landskron bereits einen bedeutenden Markt am Tage de hl. Matthias. Weiters wurden bewilligt 1464 der Urbanusmarkt, 1538 der zu hl. Drei König, 1626 der Magdalenenmarkt und 1784 der Jahrmarkt am Mittwoch nach Judica. Ab 1626 durfte am Tage vor dem Jahrmarkt ein freier Roßmarkt abgehalten werden und ab 1784 neben dem Roß- auch ein allgemeiner Viehmarkt. Wochenmärkte sind uns überliefert: 1514 wird der Wochenmarkt vom Dienstag auf den Samstag verlegt, der aber schon 3 Jahre später wieder auf den günstigeren Dienstag gelegt wurde. 1762 wird erlaubt, an jedem Dienstag den Garn-, Leinwand-, Flachs- und Wollmarkt zu halten. Ab 1464 durfte die Stadt zu den Jahrmärkten an ihren Toren durch die Torhüter die Maut, Zoll, einnehmen, seit 1493 die ganze Tormaut.

Zur Unterstützung der Wirtschaft diente auch das Meilenrecht, das zunächst auf eine halbe Meile im Umkreis der Stadt begrenzt war und 1514 auf eine volle Meile (7.5 km) ausgeweitet wurde. Niemand durfte in diesem Gebiet ein Wirtshaus errichten, Bier brauen oder ausschenken oder irgendein Handwerk oder einen Handel betreiben. Die fürstlichen Grundherren verboten überdies der männlichen Dorfjugend, in der Stadt irgendein Handwerk zu erlernen. In den dadurch überbevölkerten Dörfern entstanden die Leineweberei und später auch andere Handwerkszweige. Zuweilen beschäftigten wohlhabende Bauern Webergesellen. Das Gewobene schaffte man seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts in die Stadt zum Faktor, Meister, der den Webern wiederum Garn für ihre Weiterarbeit gab. 40 Weberfamilien konnte ein solcher Faktor versorgen (in Landskron gab es 72 Webermeister). Die Erzeugnisse seiner Heimarbeiter vertrieb der Faktor auf den großen Märkten. Besonders in Brünn waren sie als gangbare Artikel gesucht. Aber auch in den Dörfern bildeten sich Faktoreien. Aus der Not jener Zeit half die auf Befehl der k.k. Hofkammer in Wien 1817 eingerichtete staatliche Leinwandkaufstelle bei Erxleben in Landskron - über den Erxlebenschen Unternehmergeist wurde schon berichtet. Bereits im Winter 1817/18 bestellte das Militär 20000 Stück Leinwand.

Für die Gebirgsdörfer Adlerdörfel, Neudorf und Tschenkowitz reichte die Hilfe jedoch nicht, obwohl dort der Flachs angebaut und gesponnen wurde (in Tschenkowitz gab es gleich 25 Weberfaktoren, die rund 700 Dorfweber dieser 3 Gemeinden beschäftigten - zuletzt arbeiteten in der Flachsspinnerei Koblischke in Tschenkowitz 20 Personen). Hier, wie hart das Los für diese Menschen sein konnte: als die Toledo- und Filetstickerei nach 1930 unter Absatzschwierigkeiten litt, brachte das Knöpflmachen aus Zwirn, für Hemden und Bettüberzüge, einer 5-köpfigen Familie, in der alle mitarbeiteten, einen Tagesverdienst im Werte von einem halben Kilogramm Brot. So gewährte man diesen 3 Gemeinden das Hausiererprivileg. Diese Hausierer durften in sämtlichen Kronländern Österreich-Ungarns mit Kurzwaren, Bändern, Tüchlein u.ä. hausieren. Gleichfalls in den Kronländern, aber auch in Deutschland bis in Thüringen kauften Michelsdorfer Haarhändler ausgekämmte und abgeschnittene Menschenhaare, meist 50-70 cm lang. Rund 80 Familien sammelten, bearbeiteten und sortierten die Haare, 16 verschiedene Haarfarben. Die 5 Faktoren verkauften vor dem 1. Weltkrieg jährlich etwa 4000 kg Haare im Inland wie ins Ausland, nach Berlin, Frankfurt, Frankreich, England und Amerika. Nach Prag, Brünn, Hamburg, Wien, Proßnitz, Breslau, Warschau, Krakau, Brody (600 km Luftlinie), Lemberg, Triest und Budapest beförderten unsere Fuhrleute Waren. Zurück nach Landskron brachten sie die bei uns begehrten Güter auf ihren beiderseits ausgebauchten Leiterwagen, den Fassingwagen. Schwere Pferde zogen in schwerem Geschirr. Das Kummet war breit und zeigte auf der Außenseite ein Dachsfell oder einen breiten Tuchstreifen, in dem viel Rot eingewoben war, und das von glänzenden Messingbeschlägen funkelte. Der Bauer genoß mit Stolz dieses Fuhrmannsleben. In Landskron bauten der Nagl- und der Zofflbauer diesen Erwerbszweig zur Speditions- und Möbeltransportfirma Karl Nagl und zur Spedition Rudolf Zoffl aus; beide betrieben auch den Kohlenhandel. Manche Bauern, besonders in Johnsdorf, wurden zu Sandbauern. Sie lieferten, sie handelten den Sand aus ihren Gruben als Bau- und Putzsand und für die Zementindustrie in Ober Johnsdorf, Kunststeinerzeugung Wenzel Jahna, später Josef Schwab - Jahna verkaufte seine Produkte (Rohre, Straßensteine, Dachziegel, Futtertröge) in 24 Niederlagen und versandte ganze Waggonladungen per Bahn -, und in Landskron der Fa. Richard Kreissl oder dem Betonsteinwerk mit Baustoffhandel Dipl. Ing. Erwin Bunzl o.H.G. oder Stein- und Zementwarenindustrie (1900) Anton Bunzl, die u.a. Drainageauslässe mit selbststätiger Klappvorrichtung herstellte. Andere Bauern wiederum legten Steinbrüche an, in Zohsee gleich 7. In Olbersdorf bestand ein Werk für Straßenschotter mit 15 Arbeitern. Baumaterial gaben die Kalksteinbrüche u.a. in Olbersdorf und Königsfeld. Ab 1860 hatte sich in Dittersbach, Seibersdorf, Sichelsdorf und Thomigsdorf das Steinmetzhandwerk entwickelt. Das Rohmaterial entnahm man den Brüchen des Steinberges in Dittersbach, Michelsdorf und Thomigsdorf. Hier brach man die Steine für die Brücken beim Bau der Bahn Wien-Prag. Und hier brach man vor über 100 Jahren das Gestein für die Kunstbauten in Prag und Wien. Bis zu 600 Menschen fanden so allein aus den Dörfern Dittersbach, Hertersdorf, Knappendorf, Michelsdorf, Rathsdorf und Seibersdorf eine Beschäftigung.

In Thomigsdorf förderten die Knappen aus 2 Bergwerken, aus dem Steinberg und dem Schönhengstzug, vorzügliche Tone für Gußformen. Abnehmer waren die verschiedensten Länder. Auch Seibersdorf lieferte Ton. Der Silbersteig bei Thomigsdorf und das Zink- und Goldloch bei Olbersdorf beweisen Bergbauversuche in früheren Jahrhunderten. Die anstehenden Kohlenflöze bei Seibersdorf und Jokelsdorf sind noch nicht ausgereift und das Brauneisengestein wurde ebenfalls nicht abgebaut.

Allerorten fand man Ziegelschläge. Bereits aus dem 16. Jahrhundert sind Ziegeleien bekannt. 1787 hören wir vom ersten stadteigenen Ziegelofen. Vorher mußten Ziegel und Kalk vom Fürsten erstanden werden. 1875 verlassen die ersten Backsteine die Beransche 1. Landskroner Ringziegelei, zuletzt Fa. Dieterich & Neugebauer. Der Ringofen mit seinen 16 Kammern hatte ein Fassungsvermögen von 120000 Ziegeln. Die Landskroner Ziegelwerke G.m.b.H. brannte auch Dachziegel und Drainageröhren. Die Pfeifersche Ziegelei in Lukau erzeugte 1 Million Ziegel im Jahr.

An Baufirmen sind zu nennen: in Landskron Bau- und Zimmermeister Ing. Rudolf Ilgner (besaß eine Zweigniederlassung in Mähr. Trübau), Baumeister Ing. Otto Dieterich, Baumeister Ing. Josef Neugebauer, Baumeister Emil Domesle, Baumeister Heinrich Kreissl, Baumeister Fritz Pelzl, Maurermeister Fritz Heinz, Zimmermeister Karl Schibo; in Hilbetten Baumeister Andreas Wettengel. Das Dampfsägewerk Schibo unter Dipl. Ing. Josef Rous arbeitete mit modernen Holzbearbeitungsmaschinen; Sägewerk, Holzhandlung und Kistenfabrik Vinzenz Schöberle führte in der Filiale Zohsee eine Säge und Kistenerzeugung; im Sägewerk Brüder Hofmann Triebitz waren 40 Beschäftigte. Weitere Sägewerke: Janisch Zohsee; Alfred Domes, Nieder Johnsdorf (Verpackungskisten); Hans Müller Olbersdorf mit Hobelwerk, Holzhandel und Mühle und ebenfalls mit Mühle Knapp Michelsdorf, in Dittersbach Mühle und Dampfsäge Heinrich Fischer.

Ferner müssen an Mühlen erwähnt werden die Teichmühle in Landskron mit Teichwirtschaft und Strandbad, die Schwab- und Körnermühle in Olbersdorf, die Thomamühle in Zohsee, die Knottmühle in Sichelsdorf, die Schwabmühle in Lukau, die Römermühle in Türpes; die kleine Herrenmühle, die Kunst- und Walzenmühle Alois Müller in Triebitz, die Zackelmühle in Nieder Lichwe, die Zeinermühle in Rudelsdorf und die Mühlen in Ober Lichwe, Tschernowier, Knappendorf, Riebnig, Thomigsdorf, Adlerdörfel und Tschenkowitz. Die Mühlen der Lagerhausgenossenschaft und der ganze Betrieb (80 Angehörige), dazu Betriebe, die es mit der Landwirtscahft oder ihren Produkten zu tun haben.

Johann Richter, *1835 Ober Johnsdorf konstruierte und baute Handdrehmaschinen und Göpel. Sein Sohn Johann errichtete 1882-85 die Maschinenfabrik in Nieder Johnsdorf und stellte u.a. her Dreschmaschinen, Getreidewindfegen, Rübenschneider, Göpel, Schrotmühlen und Kreissägen. Witschital & Rotter spezialisierte sich bei der Erzeugung landwirtschaftlicher Maschinen auf Häckselmaschinen und Strohpressen, Meixner & Lug firmierte mit Landmaschinen und Maschinenbau, Trhal & Wolf in Triebitz gehörte zur gleichen Sparte. Wie alle Schlossereien bezogen auch die Autoschlossereien Rieß und Antl ihre Gußeisenteile aus Hilbetten: Maschinenfabrik und Gießerei L. Süsser & Comp., Maschinenfabrik und Eisengießerei Otto Svoboda (Transmissionen, Feldschmieden, Maschinenguß, Einrichtungen für Zementwarenerzeugung, landwirtschaftliche Maschinen); und 40 Arbeiter beschäftigte Ferdinand Rössler in seiner 1. Hilbettener Maschinenfabrik für landwirtschaftliche Maschinen mit Dampfbrauerei und Großgrundbesitz.

Lanwirtschaftliche Produkte aus verschiedenen Erdteilen lagerten im Kühlhaus der Fa. Rieß & Brüder Landskron. 1923-33 errichtet, war es das modernste und drittgrößte Kühlhaus Europas, in der CSR das größte. 80000 Kisten Eier konnte es aufnehmen. 3 Wagonladungen kamen täglich aus der Ferne an, aus Lettland, Estland, Litauen, Polen, Dänemark, Niederland, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, Türkei und China. Der Fassungsraum ermöglichte die Einlagerung von 5000 Faß Butter zu je 50 kg. Waren die Eier ausgelagert, wurden Zwiebel aus Celle und Halle/Sa. gekühlt. Nach dem Anschluß 1938 wurde der Betrieb in den Reichsnährstand aufgenommen. Die Aufgaben der Eierkennzeichnungsstellen Landskron und Müglitz wurden ihm übertragen für die Kreisbauernschaften Mähr. Trübau, Hohenstadt und Sternberg. Ein Zollfreilager entstand. Der Sitz des einzigen Hauptzollamtes vom ganzen Regierungsbezirk Troppau war übrigens in Landskron.

Die 1871 errichtete staatliche Tabakfabrik Landskron erreichte einen Höchststand von 2800 Arbeitsplätzen. Gewickelt wurden folgende Zigarrensorten: Regalia Media, Trabuko, Operas, Britanika, Kuba, Portoriko, die Kurzen und die Abgeschnittenen (Stumpen). Nach dem 1. Weltkrieg trat die Zigarettenerzeugung mehr in den Vordergrund. Eine Maschine, von 5 Arbeitern bedient, warf wöchentlich 2000000 Zigaretten aus. Also brauchte man nicht mehr so viele Arbeiter. Als Nachwuchskräfte durften nur Tschechen eingestellt werden, da nur 30% Deutsche beschäftigt werden sollten, was sich aber später änderte. 1894 zeigte der Kaiser Franz Joseph bei seinem Besuch u.a. großes Interesse für die Warmküche, die eine Kapazität für 840 Essen aufwies. Die Tabakarbeitergewerkschaft beschleunigte die Einführung der Pensionsversicherung für Arbeiter, Angestellte und Beamte und die Gründung der zentralen Krankenkasse. Das bedeutete eine erfreuliche Lebenssicherung für einen erheblichen Teil der Bevölkerung. Nach dem Anschluß 1938 übernahm die Firma Arnold Andre und Bastert & Co., beide aus Bünde/Westfalen, sowie Georg Otto Kruse aus Nordhausen am Harz die Treuhänderschaft der Fabrik, die 1939 privatisiert wurde. Im März 1943 machte man Räume frei für den Zweigbetrieb Radio- und Rundfunkgerätebau von Siemens-Halske Berlin.

Fingerfertigkeit und Geduld zur Arbeit bewiesen bereits die 2 Nadler der Stadt; 1835 stellten sie mit ihren 8 Gesellen, 7 Arbeitern und 15 Hilfsarbeitern 1500000 Nähnadeln, 1300000 Stecknadeln und 350000 Strick- und Haarnadeln her, die bis in den Balkan abgesetzt wurden.

In den Silberketten-, Gold- und Silberwarenfabrik Rudolf Emil Langer, seit 1885, zeigte sich 1894 Kaiser Franz Joseph sehr erstaunt über die außerordentliche Kunstfertigkeit der 70 Arbeiter, Graveure, Ziseleure und Monteure. Er begutachtete die Stanzen und Walzen, die große Münzpresse, die Gießerei, die Zeichenentwürfe, und er bewunderte besonders die Diademe, Kolliers und Medaillons. Als Geschenk nahm er entgegen ein reizend ausgestattetes Schreibzeug aus Silber, verziert mit Perlen, Saphiren und Rubinen und mit Deckeln in Form von Kaiserkronen, einer Austria sowie einer aus Silber nachgeahmten Kielfeder mit der emaillierten Inschrift: Gott erhalte den Kaiser! Die Arbeiten in der Landskroner Porzellanfabrik erforderten gleichfalls geschickte Hände.

1884 gründete Moritz Pam die Textilhülsen- und Hartpapierspulenfabrik M. Pam & Co. Sie war der erste Spezialbetrieb dieser Art in Europa und exportierte in die verschiedensten Staaten und Kontinente sämtliche Hülsen- und Spulensorten, monatlich 14000 Ballen Papierwaren. Zweigbetriebe bestanden in Habelschwerdt (mit eigener Papierfabrik), Neuweistritz, Vorkloster, Dresden, Marburg in Jugoslawien, Bielitz in Polen und in England. 2 Pamsöhne errichteten eine eigene Hülsenfabrik in Neunkirchen in Niederösterreich. Allein in Landskron genossen 600 Arbeitskräfte die eigene Betriebskrankenkasse (seit 1911). 1938 kaufte die Emil Adolff AG Reutlingen die Firma, mußte sie aber an Ernst W. Reinshagen & Co. abtreten. Diese Papierhülsen- und Spulenfabrik, Hartpapierwerke, gab als Erzeugnisse an: "Dosen, Flaschen und Fässer aus Hartpapier, Hülsen für die Textilindustrie, Fliegenfängerhülsen, Käseschachteln aus Hartpappe usw."

1902 produziert die mechanische Teppichweberei Schmiedl & Stodolowsky in ihren neuen Fabrikhallen in Landskron Teppiche, Plüschdecken, Überzug- und Vorhangstoffe (über 100 Betriebsangehörige). Die Seidenweberei Carl Thoma beginn 1902 mit der Erzeugung von Seidenwaren auch in Zohsee. 1924 kauft Thoma die Fabriksanlagen der Seidenweberei Löw & Co. in Landskron. Eine Fabriksniederlage befand sich in Wien, weitere Filialen in Kassa/Ungarn und Michalovce/Solwakei. In Jugoslawien entstanden in Marburg udn Drauweiler-Pobrezje Tochterbetriebe, die mit ihren 1000 Arbeitern größtes Unternehmen dieser Art im Lande wurden. In Landskron waren mit der Herstellung von Seidenstoffen und Seidentüchern 180 Menschen beschäftigt.

Die Lederfabrik Karl Patsch Lanskron, Gründung 1748, erzeugte Vache- und Bodenleder in Kernstücken, Hälsen und Seiten Marke "Krone". Gleichfalls in Landskron stand der Holzbearbeitungsbetrieb Erwin Kühn (u.a. Ski- und Rodelerzeugung). Weitere Betriebe müssen erwähnt werden: Die Sodawasser-Fruchtsäfte-Erzeugung Leo Stehlik im Feldschlössl udn die von R. Klein, die Branntweinerzeugung Ignaz Schwab, die Likörerzeugung und Weingroßhandlung E. Schmeisers Nachfolger F. & M. Janisch, Uhrengroßhandlung Richard Schwab, Kolonialwarengroßhandlung Theo Walter, Konsumgenossenschaft Landskron (mit dem Arbeiterkonsumverein schufen sich die Arbeiter ihre eigenen Einkaufsstellen auch in den Dörfern, u.a. in Thomigsdorf, Zohsee, Olbersdorf, Ober Johnsdorf, Rathsdorf, Tschenkowitz), das Schlachthaus und der staatliche Getreidespeicher in Landskron.

Die erste Rundfunk-Empfangsstation Ostböhmens ertönte im Cafe Soukup, das ein kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt wurde. Der Apparat mit seinen Kopfhörern war 1923 in Amerika bestellt worden. Auf das Modernste und Bequemste waren die Räume eingerichtet, die Konditorei, die Wein- und Frühstücksstube, das Spielzimmer, der Saal; Aufzüge beförderten, was das Haus bot. Verschiedene Kapellen spielten auf, auch eine Damenkapelle. Es war ein Konzert- und Tanzcafe. Das 1. elektrische Klavier erfüllte seine Dienste in diesem Haus. Die wichtigsten Tageszeitungen des Sudetenlandes und Österreichs lagen auf.

Das Landskroner Wochenblatt mit seiner belletristischen Beilage Lose Blaetter aus der Heimat und Fremde erschien 1878. Der Herausgeber Ignaz Hodan druckte es in seiner Lithografie & Schnellpressendruckerei Landskron. Daneben druckte er auch die Zeitschriften Der Pflug und Merkur. Ab 1880 finden wir die neuen Zeitungstitel Der Bote aus dem Gebirge und Der Pilger im Gebirge. 1887 übernahm Josef Czerny (6 Elektromotoren, 5 Flachdruckpressen, 1 Setzmaschine, 1 Stereotypie, 4 Buchbindereimaschinen). Zunächst war nur die beschränkte Konzession zum Betrieb der Druckerei erteilt worden. Als aber einige Jahre später im benachbarten Wildenschwert einem Tschechen die Vollkonzession bewilligt wurde, mußte sich die Landesregierung in Prag - jedoch erst auf Druck von Wien aus - bequemen, für Landskron die beschränkte in die Vollkonzession umzuwandeln. Nun konnte alles gedruckt werden, von den Ballkarten bis zum Partezettel (Todesanzeige); neben den Merkantildrucksachen setzte man u.a. die 11 Bände der Landskroner Heimatbücherei und verlegte sie, desgleichen die Bände der Schönhengster Heimatbücherei, man druckte Die Jungschar als Zeitschrift für die deutsche enthaltsame Jugend (gegen Alkohol und Nikotin), die Mähr. Trübauer Zeitung Schönhengster Nachrichten und seit 1904 die zuerst von R. Watschitschek herausgegebene Deutsche Grenzwacht. In seinem Aufruf in der Probenummer umreißt er die Aufgabe des neuen Blattes, die aus der Not geboren wurde "Immer mächtiger, immer drohender umbrandet die tschechische Hochflut die deutsche Marken. Stück um Stück, Scholle um Scholle unserer geliebten deutschen Heimaterde geht verloren..." Das deutschnationale Blatt für Ostböhmen wurde 1922 zum Blatt des deutschen Landvolkes im Schönhengstgau und Adlergebirge und 1923 für die selben Gebiete das Heimatblatt mit dem Titel Landskroner Zeitung - Deutsche Grenzwacht; 1938 wurde es wieder Deutsche Grenzwacht. Von 1919-1938 redigierte man in Landskron den Lokalteil des Kopfblattes "Adlergebirgsbote" der Mähr. Ostrauer sozialdemokratischen "Volkspresse".

Jahrhunderte hindurch bildete die Teichwirtschaft mit ihrer Fischzucht, Karpfen und Hechte, eine gute Einnahmequelle. In Landskron reihte sich eine ganze Kette beginnend mit dem alten Stadtteich (unserem Kurzen Teich), dem Langen (1 km lang), dem Erl- und dem Pschenitzkiteich, dahinter und seitlich noch 2 kleinere.

Die Wälder der Stadt, darunter der 172 ha große und 1536 erstmals erwähnte Bürgerwald, unterstanden der Pflege des städtischen Forstamtes in der Flur der Sichelsdorfer Vorstadt.

Die Gleisanlagen pflegte man von Triebitz aus. Dieser Bahnmeisterei Triebitz unterstanden die Bahnhöfe Rudelsdorf und Landskron sowie die Haltestellen Lichwe und Annabad. Zu ihr zählten 18 Beamte, 42 Rottenarbeiter und rund 300 Telegraphenarbeiter, die zu je 50 Mann abgeordnet waren in die Reichsbahn-Direktionsbezirke Wien, Regensburg, Dresden und Breslau sowie nach Oppeln und Posen.

Nicht nur den Betrieben, allen dienten unsere Geldinstitute: in Landskron die Stadtsparkasse, die Volksbank, die Deutsche Bank. Auch zu Diensten stand die Postsparkasse.

Das Bestehen der Landskroner Wach- und Schließgesellschaft muß schließlich noch zum Schluß angeführt werden.